Foto: E+TH Siewert

Der Kreuzweg

Kreuzweg - Die Stationen

Station 1: Jesus wäscht seinen Jüngern die Füße

Drei Jünger stehen. Petrus sitzt auf einem Hocker. Jesus kniet vor ihm und den anderen. Der Jünger rechts sieht die anderen an. Er scheint zu fragen: "Was soll das?" Und mit seiner erhobenen Hand wehrt er ab, was Jesus tut. Auch die anderen Jünger schauen erstaunt auf den knienden Jesus, der Petrus die Füße gewaschen hat und sie nun mit einem Handtuch abtrocknet.

Der Herr wird zum Diener seiner Jünger. Nur wer sich diesen Dienst Jesu gefallen läßt, der gewinnt an ihm Anteil, der empfängt die Gemeinschaft mit ihm. Die Nähe und Gegenwart Jesu erfahren wir nur dort, wo wir annehmen, was er an uns tut.

Da stand Jesus vom Mahl auf, legte sein Obergewand ab und nahm einen Schurz und umgürtete sich. Danach goss er Wasser in ein Becken, fing an, den Jüngern die Füße zu waschen, und trocknete sie mit dem Schurz, mit dem er umgürtet war. Da kam er zu Simon Petrus; der sprach zu ihm: Herr, solltest du mir die Füße waschen? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was ich tue, das verstehst du jetzt nicht; du wirst es aber hernach erfahren. Da sprach Petrus zu ihm: Nimmermehr sollst du mir die Füße waschen! Jesus antwortete ihm: Wenn ich dich nicht wasche, so hast du kein Teil an mir. Spricht zu ihm Simon Petrus: Herr, nicht die Füße allein, sondern auch die Hände und das Haupt! Spricht Jesus zu ihm: Wer gewaschen ist, bedarf nichts, als dass ihm die Füße gewaschen werden; denn er ist ganz rein. Und ihr seid rein, aber nicht alle. Denn er kannte seinen Verräter; darum sprach er: Ihr seid nicht alle rein. Als er nun ihre Füße gewaschen hatte, nahm er seine Kleider und setzte sich wieder nieder und sprach zu ihnen: Wisst ihr, was ich euch getan habe? Ihr nennt mich Meister und Herr und sagt es mit Recht, denn ich bin's auch. Wenn nun ich, euer Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, so sollt auch ihr euch untereinander die Füße waschen. Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe.

(Johannes 13, 4-15)

Station 2: Jesus betet im Garten Gethsemane

Die Jünger sind eingeschlafen. Es fällt ihnen schwer, mit dem Herrn zu wachen. Christus aber durchleidet Todesangst. Er zittert und zagt und fürchtet sich, und dennoch ist er bereit, dem Vater gehorsam zu sein bis zum Tod am Kreuz. Er fleht: "Nimm diesen Kelch von mir." Und betet doch zugleich: "Nicht mein, sondern dein Wille geschehe."

Und sie kamen zu einem Garten mit Namen Gethsemane. Und er sprach zu seinen Jüngern: Setzt euch hierher, bis ich gebetet habe. Und er nahm mit sich Petrus und Jakobus und Johannes und fing an zu zittern und zu zagen und sprach zu ihnen: Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibt hier und wachet! Und er ging ein wenig weiter, warf sich auf die Erde und betete, dass, wenn es möglich wäre, die Stunde an ihm vorüberginge, und sprach: Abba, mein Vater, alles ist dir möglich; nimm diesen Kelch von mir; doch nicht, was ich will, sondern was du willst! Und er kam und fand sie schlafend und sprach zu Petrus: Simon, schläfst du? Vermochtest du nicht, eine Stunde zu wachen? Wachet und betet, dass ihr nicht in Versuchung fallt! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach. Und er ging wieder hin und betete und sprach dieselben Worte und kam zurück und fand sie abermals schlafend; denn ihre Augen waren voller Schlaf, und sie wussten nicht, was sie ihm antworten sollten. Und er kam zum dritten Mal und sprach zu ihnen: Ach, wollt ihr weiter schlafen und ruhen? Es ist genug; die Stunde ist gekommen. Siehe, der Menschensohn wird überantwortet in die Hände der Sünder. Steht auf, lasst uns gehen! Siehe, der mich verrät, ist nahe.

(Markus 14, 32-42)

Station 3: Jesus wird gefangengenommen

Wir sehen zwei Gruppen: Die Soldaten im Hintergrund und Jesus und Judas im Vordergrund. Die Soldaten tragen Lampen und Fackeln, Lanzen und Schwerter. Es ist Nacht. Heimlich soll die Verhaftung geschehen. Wie einen Schwerverbrecher wollen sie Jesus gefangennehmen, und darum scheuen sie das Licht des Tages. Aber sie warten noch ab. Sie sind nicht die Handelnden, darum stehen sie im Hintergrund. Das Eigentliche geschieht im Vordergrund, da, wo sich Jesus und Judas umarmen. Und was hier geschieht, erschüttert uns, denn da wird Freundschaft und Liebe geheuchelt, um Jesus ans Messer zu liefern.

Zu was sind Menschen doch nicht alles fähig!

Und alsbald, während er noch redete, kam herzu Judas, einer von den Zwölfen, und mit ihm eine Schar mit Schwertern und mit Stangen, von den Hohenpriestern und Schriftgelehrten und Ältesten. Und der Verräter hatte ihnen ein Zeichen genannt und gesagt: Welchen ich küssen werde, der ist's; den ergreift und führt ihn sicher ab. Und als er kam, trat er alsbald zu ihm und sprach: Rabbi! und küsste ihn. Die aber legten Hand an ihn und ergriffen ihn.

(Markus 14, 43-46)

Station 4: Jesus wird von Petrus verleugnet

Jesus ist ganz nach links an den Rand gedrängt. Von einem Soldaten wird er abgeführt. Er blickt auf die Personengruppe an der rechten Seite des Bildes. Eine Frau schaut auf Jesus. Ihr Zeigefinger deutet auf ihn. Ihre andere Hand hat sie auf die Schulter des Petrus gelegt. Hautnah ist ihre Frage: "Gehörst du nicht auch zu diesem Jesus von Nazareth?" Doch Petrus schaut schon gar nicht mehr hin. Sein Körper ist zwar auf Jesus ausgerichtet, aber er zeigt nur noch mit dem Daumen auf ihn. Der vor kurzem noch geschworen hatte, für ihn in den Tod zu gehen, will jetzt nichts mehr von ihm wissen: "Ich kenne diesen Menschen nicht." Der krähende Hahn bestätigt die Verleugnung. Und so muss Jesus nun in den Tod gehen für ihn und für uns alle, die wir schwach geworden sind im Glauben und in der Liebe.

Und Petrus war unten im Hof. Da kam eine von den Mägden des Hohenpriesters; und als sie Petrus sah, wie er sich wärmte, schaute sie ihn an und sprach: Und du warst auch mit dem Jesus von Nazareth. Er leugnete aber und sprach: Ich weiß nicht und verstehe nicht, was du sagst. Und er ging hinaus in den Vorhof, und der Hahn krähte. Und die Magd sah ihn und fing abermals an, denen zu sagen, die dabeistanden: Das ist einer von denen. Und er leugnete abermals. Und nach einer kleinen Weile sprachen die, die dabeistanden, abermals zu Petrus: Wahrhaftig, du bist einer von denen; denn du bist auch ein Galiläer. Er aber fing an, sich zu verfluchen und zu schwören: Ich kenne den Menschen nicht, von dem ihr redet. Und alsbald krähte der Hahn zum zweiten Mal. Da gedachte Petrus an das Wort, das Jesus zu ihm gesagt hatte: Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er fing an zu weinen.

(Markus 14, 66-72)

Station 5: Jesus wird zum Tode verurteilt

Auf dem Richterstuhl sitzt Pilatus. Mit einer Hand hält er sich an seinem Amtssitz fest, die andere stützt er auf das Schwert, das Zeichen für seine irdische Macht. Der Herr dieser Welt wird von einem zweitrangigen römischen Provinzbeamten zum Tode verurteilt. Doch Pilatus lehnt sich staunend zurück. Er hat keine Schuld gefunden an dem, der vor ihm steht. Nur äußere Umstände zwingen ihn, mitzuspielen und dem Verlangen des aufgewiegelten Volkes nachzugeben.

Jesus steht vor ihm. Seine Hände sind gefesselt, den Imperator-Mantel der Verspottung hat man ihm umgelegt, und bei der Geißelung hat man ihm eine Dornenkrone auf den Kopf gedrückt. Man will ihn zutiefst in seiner Königswürde treffen und verletzen. Doch er schaut schweigend auf seine irdischen Richter.

Menschliches Urteil will über Gott zu Gericht sitzen. Wir maßen uns an, über Gott zu bestimmen. Doch er will uns vom Tode freisprechen.

Da führten sie Jesus von Kaiphas zum Prätorium; es war früh am Morgen. Und sie gingen nicht hinein, damit sie nicht unrein würden, sondern das Passamahl essen könnten. Da kam Pilatus zu ihnen heraus und fragte: Was für eine Klage bringt ihr gegen diesen Menschen vor? Sie antworteten und sprachen zu ihm: Wäre dieser nicht ein Übeltäter, wir hätten ihn dir nicht überantwortet. Da sprach Pilatus zu ihnen: So nehmt ihr ihn hin und richtet ihn nach eurem Gesetz. Da sprachen die Juden zu ihm: Wir dürfen niemand töten. So sollte das Wort Jesu erfüllt werden, das er gesagt hatte, um anzuzeigen, welchen Todes er sterben würde. Da ging Pilatus wieder hinein ins Prätorium und rief Jesus und fragte ihn: Bist du der König der Juden? Jesus antwortete: Sagst du das von dir aus, oder haben dir's andere über mich gesagt? Pilatus antwortete: Bin ich ein Jude? Dein Volk und die Hohenpriester haben dich mir überantwortet. Was hast du getan? Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darum kämpfen, daß ich den Juden nicht überantwortet würde; nun aber ist mein Reich nicht von dieser Welt. Da fragte ihn Pilatus: So bist du dennoch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, daß ich die Wahrheit bezeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme. Spricht Pilatus zu ihm: Was ist Wahrheit? Und als er das gesagt hatte, ging er wieder hinaus zu den Juden und spricht zu ihnen: Ich finde keine Schuld an ihm. Es besteht aber die Gewohnheit bei euch, daß ich euch einen zum Passafest losgebe; wollt ihr nun, daß ich euch den König der Juden losgebe? Da schrien sie wiederum: Nicht diesen, sondern Barabbas! Barabbas aber war ein Räuber. Da nahm Pilatus Jesus und ließ ihn geißeln. Und die Soldaten flochten eine Krone aus Dornen und setzten sie auf sein Haupt und legten ihm ein Purpurgewand an und traten zu ihm und sprachen: Sei gegrüßt, König der Juden! und schlugen ihm ins Gesicht. Da ging Pilatus wieder hinaus und sprach zu ihnen: Seht, ich führe ihn heraus zu euch, damit ihr erkennt, daß ich keine Schuld an ihm finde. Und Jesus kam heraus und trug die Dornenkrone und das Purpurgewand. Und Pilatus spricht zu ihnen: Seht, welch ein Mensch! Als ihn die Hohenpriester und die Knechte sahen, schrien sie: Kreuzige! kreuzige! Pilatus spricht zu ihnen: Nehmt ihr ihn hin und kreuzigt ihn, denn ich finde keine Schuld an ihm. Die Juden antworteten ihm: Wir haben ein Gesetz, und nach dem Gesetz muß er sterben, denn er hat sich selbst zu Gottes Sohn gemacht. Als Pilatus dies Wort hörte, fürchtete er sich noch mehr und ging wieder hinein in das Prätorium und spricht zu Jesus: Woher bist du? Aber Jesus gab ihm keine Antwort. Da sprach Pilatus zu ihm: Redest du nicht mit mir? Weißt du nicht, daß ich Macht habe, dich loszugeben, und Macht habe, dich zu kreuzigen? Jesus antwortete: Du hättest keine Macht über mich, wenn es dir nicht von oben her gegeben wäre. Darum: der mich dir überantwortet hat, der hat größere Sünde. Von da an trachtete Pilatus danach, ihn freizulassen. Die Juden aber schrien: Läßt du diesen frei, so bist du des Kaisers Freund nicht; denn wer sich zum König macht, der ist gegen den Kaiser. Als Pilatus diese Worte hörte, führte er Jesus heraus und setzte sich auf den Richterstuhl an der Stätte, die da heißt Steinpflaster, auf hebräisch Gabbata. Es war aber am Rüsttag für das Passafest um die sechste Stunde. Und er spricht zu den Juden: Seht, das ist euer König! Sie schrien aber: Weg, weg mit dem! Kreuzige ihn! Spricht Pilatus zu ihnen: Soll ich euren König kreuzigen? Die Hohenpriester antworteten: Wir haben keinen König als den Kaiser. Da überantwortete er ihnen Jesus, daß er gekreuzigt würde.

(Johannes 18, 28-19, 16)

Station 6: Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern

Die Verhandlung vor Pilatus ist beendet. Das Todesurteil über Jesus ist gesprochen. Nun wird Jesus an die Henkersknechte ausgeliefert, damit sie das Urteil vollstrecken. Ein Henkersknecht bringt das Kreuz. Noch hält er es mit seinen Armen ganz fest. Fast scheint er es sich zu überlegen: "Soll ich es an Jesus weitergeben oder nicht?" Doch bevor der Henkersknecht handeln kann, handelt Jesus. Er ergreift das Kreuz und nimmt es auf seine Schulter.

Kein Mensch kann über ihn und sein Kreuz entscheiden, sondern er ist es, der freiwillig das Kreuz trägt. Und so bleibt Jesus auch unter der Last des Kreuzes der Herr, der die Vollmacht hat, sein Leben zu geben und hinzunehmen. Mit dem Kreuz aber nimmt er zugleich unsere Krankheit und unsere Schmerzen auf sich, um uns in Not und Elend nahe zu sein.

Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern.
Da überantwortete er ihnen Jesus, daß er gekreuzigt würde. Sie nahmen ihn aber, und er trug sein Kreuz und ging hinaus zur Stätte, die da heißt Schädelstätte, auf hebräisch Golgatha.

(Johannes 19, 16+17)

Station 7: Jesus fällt unter dem Kreuz

Die Last des Kreuzes ist zu schwer geworden. Das stundenlange Verhör, das Verspotten, das Auspeitschen, alles hat an seinen Kräften gezehrt. Jesus ist am Ende. Er kann nicht mehr weiter. Und so bricht er auf dem Weg zur Hinrichtungsstätte zusammen. Da hat der Henkersknecht mit ihm Erbarmen. Er hält das Kreuz fest, damit es nicht auf Jesus fällt und ihn zerschmettert. Doch er ist am Boden zerstört, niedergeschlagen. Gebeugt liegt er auf den Knien. Mit den Händen stützt er sich ab. Will er nicht ganz fallen? Oder versucht er, sich wieder aufzurichten? Seine Qualen drücken ihn nieder, und er kommt nicht auf die Beine.

Das Kreuz hat ihn zerbrochen, und trotzdem jammert er nicht. Er wirft das Leid nicht ab, sondern er nimmt es in Geduld an. Darum wollen wir uns an ihn halten, wenn wir unter einer Last zusammenbrechen, damit er sich unser erbarme.

Als er gemartert ward, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird; und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer, tat er seinen Mund nicht auf.

(Jesaja 53, 7)

Station 8: Simon von Kyrene hilft Jesus das Kreuz tragen

Jesus richtet sich nach dem Sturz mühsam auf. Seine Hände suchen das Gleichgewicht. Er kann das Kreuz nicht mehr allein weitertragen. Hinter ihm steht, mit unwilligen Gesicht, aber auch mit entsetzten Augen, Simon. Seine Gestalt scheint unten in die Gestalt des gebückten Jesus überzugehen. Das Kreuz trägt er fast mit Leichtigkeit. Seine Hände umfassen es von hinten. Zufällig war er vorbeigekommen und wird nun gezwungen, dem Herrn das Kreuz zu tragen.

Das Kreuz des anderen kommt uns meistens ungelegen, eine überraschende Situation zwingt es uns auf. "Einer trage des anderen Last." Jesus lässt sich diesen Dienst gefallen, der aber in keinem Verhältnis steht zu dem, was er für uns getan hat.

Und als sie ihn abführten, ergriffen sie einen Mann, Simon von Kyrene, der vom Feld kam, und legten das Kreuz auf ihn, daß er's Jesus nachtrüge.
 

(Lukas 23, 26)

Station 9: Jesus spricht zu den weinenden Frauen

Die Frauen haben ihre Kinder schätzend an sich gezogen. Sie vergießen Tränen über das, was sie mit ansehen müssen. Die kniende Frau hält sich ihre Hände vor das Gesicht. Jesus tritt ihnen entgegen. Mit seiner rechten Hand und mit seiner Schulter hat er das Kreuz fast aufgerichtet. Seine linke Hand ist abwehrend, aber zugleich auch segnend.

"Weint nicht über mich, sondern weint über euch selbst und über eure Kinder." Er weist die Frauen auf ihre Kreatürlichkeit hin, dass sie um ihrer Kinder Willen Schmerzen ertragen müssen. Sie sollen aber weinen über unsere menschliche Sünde, die die Ursache ist für sein Leid.

Es folgte ihm aber eine große Volksmenge und Frauen, die klagten und beweinten ihn. Jesus aber wandte sich um zu ihnen und sprach: Ihr Töchter von Jerusalem, weint nicht über mich, sondern weint über euch selbst und über eure Kinder. Denn siehe, es wird die Zeit kommen, in der man sagen wird: Selig sind die Unfruchtbaren und die Leiber, die nicht geboren haben, und die Brüste, die nicht genährt haben! Dann werden sie anfangen, zu sagen zu den Bergen: Fallt über uns! und zu den Hügeln: Bedeckt uns! Denn wenn man das tut am grünen Holz, was wird am dürren werden?

(Lukas 23, 27-31)

Station 10: Jesus wird seiner Kleider beraubt

Die Soldaten nehmen Jesus die Kleider fort. Gerade ziehen sie ihm sein Gewand aus. Sie entkleiden ihn. Aller Ehre wird er beraubt. Man erniedrigt ihn. Nackt soll er getötet werden. So wird ihm jede menschliche Würde genommen. Man hat keinen Respekt mehr vor ihm. Übrig bleibt nur noch Verachtung. Jesus aber lässt das Treiben der Soldaten willig über sich ergehen. Er wehrt sich nicht. Aber er schämt sich vor der Schamlosigkeit der Henkersknechte. So versucht er, mit den Händen seine Blöße zu bedecken. Mit seiner Rechten schützt er seine Brust. Mit der Linken hält er ein Lendentuch fest. Alles hat man Jesus genommen.

Er erfährt nur noch Schimpf und Schande. Und trotzdem hält er still. Er, der geschmäht wird, schmäht nicht zurück, denn Menschen können ihm nichts anhaben, der sich ganz im Willen Gottes geborgen weiß.

Als aber die Soldaten Jesus gekreuzigt hatten, nahmen sie seine Kleider und machten vier Teile, für jeden Soldaten einen Teil, dazu auch das Gewand. Das war aber ungenäht, von oben an gewebt in einem Stück. Da sprachen sie untereinander: Laßt uns das nicht zerteilen, sondern darum losen, wem es gehören soll. So sollte die Schrift erfüllt werden, die sagt: »Sie haben meine Kleider unter sich geteilt und haben über mein Gewand das Los geworfen.« Das taten die Soldaten.

(Johannes 19, 23+24)

Station 11: Jesus wird ans Kreuz genagelt

Man hat Jesus aufs Kreuz gelegt. Man nagelt Jesus fest. An den Füßen und an der linken Hand ist dies bereits geschehen. Nun ist die rechte Hand dran. Den Hammer hat der Henkersknecht bereits erhoben. Gleich wird er zuschlagen, hart und kräftig. Jesus kann sich nicht mehr rühren. Er kann nichts mehr tun. Nun bleibt ihm nichts anderes mehr übrig, als das auszuhalten, was ihm an Leid zugefügt wird.

Ist dies Gottes Wille? Oder ist dies der Wille der Menschen? Wer verursacht hier die Qualen? "Kreuzige ihn!", so hatte die aufgestachelte Menge vor Pilatus geschrien. Jetzt wird die Bosheit der Menschen an ihm vollstreckt. Doch während man ihn kreuzigt, betet er: "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun." Man tut ihm Böses; aber auch von denen, die böse handeln, wendet er sich nicht ab. Denn im Bösen sind sie Unwissende, die auf Gottes Vergebung angewiesen sind.

Und als sie kamen an die Stätte, die da heißt Schädelstätte, kreuzigten sie ihn dort und die Übeltäter mit ihm, einen zur Rechten und einen zur Linken. Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!

(Lukas 23, 33+34a)

Station 12: Jesus stirbt am Kreuz

Der Körper des Jesus ist ganz mit dem Kreuz verschmolzen. Der dornengekrönte Kopf ist zur Seite geneigt, das Leben ist entwichen. Am Kreuz ist das Königsschild angebracht. Unter dem Kreuz stehen Maria - ihr Gesicht hat sie mit den Händen verdeckt - und Johannes - er hat seine Hände zur Anbetung zusammengelegt. Die ihm im Leben am nächsten standen, die stehen auch unter seinem Kreuz, von ihm verbunden zu einer Art Kreuzesverwandschaft.

Am Fußende des Kreuzes der Totenschädel mit Gebeinen. Einer alten Legende folgend stellen sie die Gebeine des Adam dar. Das Kreuz sei an der Stelle errichtet, an der Adam begraben sei. Es ist richtig, der Tod des Herrn ist geschehen, um uns Menschen von unserem Tod, dem Sold der Sünde, zu erlösen.

Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und seiner Mutter Schwester, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. Als nun Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebhatte, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, das ist dein Sohn! Danach spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich. Danach, als Jesus wußte, daß schon alles vollbracht war, spricht er, damit die Schrift erfüllt würde: Mich dürstet. Da stand ein Gefäß voll Essig. Sie aber füllten einen Schwamm mit Essig und steckten ihn auf ein Ysoprohr und hielten es ihm an den Mund. Als nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! und neigte das Haupt und verschied.

(Johannes 19, 25-30)

Station 13: Jesu Leichnam ruht im Schoße seiner Mutter

Maria hält ihren toten Sohn ein letztes Mal in ihren Armen. Ihr Gesicht ist ihm zugewandt. Das Unfassliche ist Ereignis geworden.

Es ist kaum von ihr zu bewältigen. Wenige Tage nach der Geburt hat sie ihn im Tempel Gott, dem Vater, dargebracht. Dann musste sie ihn den Menschen überlassen. Jetzt wird er Gott, dem Vater, zurückgegeben als der, den Menschen bis zum Tode grausam zugerichtet haben. Maria musste all die Schmerzen des Herrn wie in einem Spiegel in ihre Seele einprägen lassen.

Danach bat Josef von Arimathäa, der ein Jünger Jesu war, doch heimlich, aus Furcht vor den Juden, den Pilatus, daß er den Leichnam Jesu abnehmen dürfe. Und Pilatus erlaubte es. Da kam er und nahm den Leichnam Jesu ab. Es kam aber auch Nikodemus, der vormals in der Nacht zu Jesus gekommen war, und brachte Myrrhe gemischt mit Aloe, etwa hundert Pfund. Da nahmen sie den Leichnam Jesu und banden ihn in Leinentücher mit wohlriechenden Ölen, wie die Juden zu begraben pflegen.

(Johannes 19, 38-40)

Station 14: Jesus wird ins Grab gelegt

Es ist der letzte Liebesdienst, den sie ihm erweisen können in aller Ohnmächtigkeit. Sie sind bemüht und lassen den Leichnam herunter in das Felsengrab des Josef von Arimathäa. Doch ihre Gesichter sind stumm und versteinert.

Es liegt die Sabbatruhe Gottes über der Grablegung. Gott feiert die Sabbatruhe nach dem Ende der Schöpfung. Nach dem Ende der Erlösung wird der Gottessohn in diese Sabbatruhe hineingebettet. Das Ziel ist nahe, wozu Gott alle Dinge im Anfang geschaffen hat. Schöpfung und Erlösung sind verschmolzen in der Erwartung der Auferstehung.

Es war aber an der Stätte, wo er gekreuzigt wurde, ein Garten und im Garten ein neues Grab, in das noch nie jemand gelegt worden war. Dahin legten sie Jesus wegen des Rüsttags der Juden, weil das Grab nahe war.

(Johannes 19, 41-42)

Quelle

Die Bilder und Texte wurden dem Heft entnommen:
Der Weg der Erlösung, Betrachtungen zu Kreuzwegstationen von Professor F. Horrmeyer in der Gnadenkirche zum Heiligen Kreuz, Hannover.Texte von Pastor Herbert Naglatzki und Pastor Reinhard Thöle, 1989.